Duschanbe, die Hauptstadt von Tadschikistan, liegt am Rande zweier Welten – im Suden Afghanistan, ewiger Krisenherd und mit dem Nachbarn kulturell aufs Engste verbunden, im Norden das fruhere, lange Zeit Ton angebende Sowjetreich. Erst die Sowjetunion stampfte aus dem winzigen Marktflecken eine Stadt hervor, wichtigster Au?enposten an der im Great Game gezogenen Demarkationslinie zum Orient. Architektonisch ein Glucksfall. Denn nirgends in Zentralasien ist so deutlich zu sehen, wie sozialistische Plane urbanen Raum schufen – und scheiterten. Fernab von Moskau geriet hier selbst der Stalin-Stil weniger gewaltig, die Sowjetmoderne avantgardistischer als anderswo. Seit 25 Jahren entsteht nun eine neue, von Gigantismus beherrschte Architektur, die sich der alteren Baugeschichte – und Identitat – konsequent zu entledigen sucht. Dutzende historischer Bauten sind bereits verschwunden oder akut vom Abriss bedroht. Der vorliegende Band ist somit nicht nur das kenntnisreiche Portrat einer Stadt zwischen persischer Geschichte, Sowjetarchitektur und tadschikischer Moderne, sondern eine – womoglich letzte – Bestandsaufnahme ihres architektonischen Erbes.