Goethe selbst hat die bundigste Inhaltsangabe zu seinem ›Werther‹ gegeben: »Eine Geschichte (...), darin ich einen jungen Menschen darstelle, der (…) sich in schwarmende Traume verliert, sich durch Spekulation untergrabt, bis er zuletzt durch dazutretende ungluckliche Leidenschaften, besonders eine endlose Liebe zerruttet, sich eine Kugel vor den Kopf schiesst.«
Nonkonformismus als Rebellion der Gefuhle - diese Botschaft des beruhmten Briefromans, der innerhalb der deutschen Literatur den Beginn der modernen Prosa markiert, ist heute so aktuell wie vor 200 Jahren und gilt als Schlusselwerk des Sturm und Drang. Er thematisiert den unuberbruckbaren Zwiespalt zwischen Geist und Natur, zwischen Ich und Gesellschaft, den der sensible Burgersohn Werther empfindet und an dem er zerbricht. Bei seinen Zeitgenossen wurde Goethes Roman ausserst kontrovers diskutiert, da er darin mit den damaligen burgerlichen Wertvorstellungen brach und somit bei den Kritikern eine Welle der Entrustung ausloste.
»Es ist ein Meisterwerk, worin hinreissendes Gefuhl und fruhreifer Kunstverstand eine fast einmalige Mischung eingehen. Jugend und Genie sind sein Gegenstand, und aus Jugend und Genie ist es selbst geboren.« Thomas Mann