Mit ihrer Kunst wollte Kathe Kollwitz (1867–1945) die Menschen erreichen, sie direkt ansprechen, an ihr Gewissen ruhren. Gegen den Trend der zeitgenossischen Avantgarde-Kunst blieb sie gegenstandlich, das heisst fur alle verstandlich. Aus demselben Grund entschied sie sich fur die knappe, deutliche Sprache der Grafik, die ihrem Werk eine ungeahnte Breitenwirkung sicherte. Schon zu Lebzeiten war sie eine der popularsten Kunstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Und ist es bis heute geblieben, wie die vielbeachtete Retrospektive belegt, die ihr das Frankfurter Stadel-Museum in diesem Jahr widmete (bis 9. Juni). Unser neu aufgelegter Band gibt mit 48 ausgewahlten Beispielen aus ihrem grafischen, zeichnerischen und plastischen Werk einen Einblick in die hohe kunstlerische Qualitat und die zutiefst humanistische Haltung von Kathe Kollwitz’ Schaffen. Den einfuhrenden Text verfasste der Kunsthistoriker Werner Timm (1927–1999).